Konversion oder Ersatzneubau • Telekom-Tower Graz



Studienjahr 2018/19
Stefan Hutterer
Masterarbeit
Andreas Lechner
Typology: Hybrid

Der Telekom-Tower steht seit über 45 Jahren inmitten des Grazer Bezirkes Gries. Ungeachtet jeglicher städtebaulicher Widersprüche wurde dieser Anfang 1974 offiziell in Betrieb genommen und vom Betreiber als modern und fortschrittlich gepriesen. Von Anfang an gab es immer wieder heftige Kritik am Gebäude, die bis heute nicht vollkommen verstummte. Nach mehreren kleinen Umbauten wurde das ehemalige Fernmelde-Hochhaus und spätere Post-Hochhaus durch eine Generalsanierung zum jetzigen Telekom-Tower mit verspiegelter, futuristisch anmutender Fassade. Nach wie vor handelt es sich jedoch um ein monofunktionales Bürohochhaus ohne jeden Bezug zu seiner Umgebung.

Eine thematische Auseinandersetzung mit dem Bauen im Bestand, der Frage nach einer Konversion oder einem Ersatzneubau ungeliebter Bestandprojekten, sowie eine Analyse des Grazer Zentrums bezüglich Hochhausbauten, Hotelbauten und Wohnbauten bildet die Grundlage für die weitere Arbeit. Die Frage nach einer zeitgemäßen städtischen Architektur und eine Beschreibung von politischen Entscheidungsfindungen leiten zum zweiteiligen Projektteil über. Denn, ob ein umstrittenes Gebäude wie der Telekom-Tower letztendlich weiter in seiner jetzigen Form bestehen bleibt oder die Situation verbessert wird, ist letztendlich eine politische und keine architektonische Entscheidung. Sollte etwas verändert werden, so liegt es wiederum an der Politik dafür die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen. Zwei mögliche Szenarien werden im Projektteil durchgedacht und in zwei kontroversen, architektonischen Projekten dargestellt. Während das Eine den bestehenden Turm integriert, geht das Andere von einem völligen Abriss desselben aus. Kriterien wie Aufenthaltsqualität, Maßstäblichkeit und die Eingliederung in die umliegende Bebauung gelten dabei für beide Varianten, auch wenn sich diese schlussendlich unterschiedlich manifestieren.

Das erste Szenario geht von einer Nutzungsänderung des monofunktionalen Bürobaus hin zu einem multifunktionalen Gebäude, welches neben der weiterhin bestehenden Büronutzung zusätzlich ein Hotel, sowie eine Bar und ein Restaurant im obersten Geschoß aufnimmt. Baulich wird dies durch die Erweiterung des Gebäudes um einen dreigeschossigen Sockelbau, der Teile der Büronutzung sowie die Hotellobby aufnimmt, bewerkstelligt.

Das zweite Szenario hingegen geht vom Abriss des Hochhauses aus und füllt die Lücke mit einem städtischen Wohnbau. Dabei wird gegen den aktuellen Trend der Großform im Wohnbau auf eine kleinstrukturierte, vielfältige Bebauung abgezielt. Durch die Schaffung von Platzsituationen mit öffentlicher Erdgeschoßnutzung soll ein belebtes Quartier entstehen.

Aus beiden Szenarien lassen sich architektonisch wertvolle Projekte ausarbeiten, welche dem Bezirk Gries weitere Impulse für eine zukünftige Entwicklung geben. Die endgültige Entscheidung ist allerdings eine politische.