Entwerfen – Master • Skulptur (Raum)




Sommersemester 2023
Entwerfen – Master
Gangoly · Koller · Sollgruber · Gruber · Peer
Typology: CultureHousing

„To know one thing, you must know the opposite.“
– Henry Moore, The Listener, 1937

Sind Architektur und Bildhauerei seit jeher Verwandte der räumlichen Kunst, unterscheiden sie sich in ihren originären Methoden zur Formgebung grundlegend. Die eine Disziplin gewinnt Raum durch Hinzugabe/Addition – durch das Konstruieren, das Fügen von Elementen und Materialen –, die Andere durch Wegnahme/Subtraktion – das Schnitzen, Aushöhlen, Meißeln, Schneiden, Durchbohren, Brechen der Elemente und Materialien. Was aber passiert, wenn Architektur und Bildhauerei Eins werden in Form eines Atelier- und Wohnraums einer Bildhauerin, eines Bildhauers? Welche Verbindungen, Trennungen, Auflösungen gehen diese unterschiedlichen Disziplinen miteinander ein? Wie wird Raum und Material dann geformt?

Der Entwurf dieses „Handwerkapartments“, in dem der (scheinbare) Gegensatz zwischen Arbeiten und Wohnen aufgelöst wird, eröffnet einen Verhandlungsspielraum für die Nuancen und Schwellen des Privaten und des Öffentlichen. Welche räumlichen Überlagerungen und Kompositionen können durch die Abläufe und Bedingungen der gegensätzlichen Praktiken des Handwerks und der Häuslichkeit entstehen? Wie verschmelzen sie zu einem Lebensentwurf, einer Lebenswelt?

Die ersten beiden Etagen des bestehenden Hochhauses am Dietrichsteinplatz dienen als Gerüst für die Bearbeitung dieser Fragen. Mit dem Umbau eines Teils dieses stadtraumprägenden Gebäudes fügen wir der bestehenden Substanz weitere Ebenen hinzu und schreiben seine Geschichte weiter. Das Unfertige, Zirkuläre und Bruchstückhafte bildet für dieses Semester den entwurfsmethodischen Leitfaden. Ähnlich der Bildhauerei wird die bestehende Masse entwerferisch geformt, durchbohrt und ausgehöhlt, um gleichzeitig neue Elemente und Materialien hinzuzufügen.